Vom wunderschönen hässlichen Mädchen
Es ward ein Mädchen, wunderschön,
und überall stets gern geseh’n.
Ein Lächeln, das das Herz erwärmt,
und wer sie sieht, der von ihr schwärmt.
Sieht man sie auf der Straße geh’n,
so bleiben viele Menschen steh’n.
Die Aura eines Engels gleich,
die Lippen voll, die Haut so weich.
Des einen Tag’s am Wegerand,
trifft sie auf einen jungen Mann.
Er schaut sie an, fragt wie’s ihr geht,
doch als sie seine Kleidung sieht…
So ungepflegt, der Löcher viele
erstarrte plötzlich ihre Miene
sie dreht sich weg, schreitet vorbei
da ihr der Herr zu schmutzig sei.
Dann zieht sie weiter ihre Runde,
von Tag auf Tag, von Stund’ auf Stunde.
Bis sie auf einmal Inne hält,
bei einem Mann, der ihr gefällt.
Sie ruft ihm zu, doch schaut er nicht,
ganz ausdruckslos bleibt sein Gesicht.
Sie geht zu ihm, kann nicht verstehen,
Hat er sie einfach übersehen?
Er schaut sie an, sie sieht sofort,
dass sie ihn kennt von selbem Ort
Doch trägt er nun den edlen Zwirn,
das mag sie sehr, das hat sie gern.
Sie läd ihn gleich zum Essen ein,
doch ahnte nicht, er sagte „Nein!“
„Wenn Aussehen für dich alles zählt,
bist du die Hässlichste der Welt!“
Mit dieser Schmach kann sie nicht leben
Wie kann er nur so mit ihr reden?
Nachdem er ihr zum Abschied winkt,
steigt sie die Brücke rauf… und springt.